Festbrennweite oder Zoom?

Kaum eine Frage dürften sich Foto-Neulinge oder auch schon etwas erfahrenere Fotografen häufiger stellen als diesen Klassiker: Festbrennweite oder Zoom? Also, ob man zu einem Objektiv mit fester Brennweite oder zum einem Modell mit variabler Brennweite greifen soll. In folgendem Artikel vergleichen wir beide Objektivtypen und zählen die jeweiligen Vor- sowie die Nachteile auf.

Das spricht für das Zoomobjektiv:

Die Variabilität

Ganz klar, der größte Vorteil eines Zoomobjektivs ist die variable Brennweite. Je nachdem, welches Modelle man einsetzt, reicht der Zoombereich von sehr kurzen (Ultraweitwinkel) bis zu kurzen Brennweiten (Weitwinkel), von kurzen Brennweiten bis zu leichten Telebrennweiten oder auch weit in den Telebereich hinein. Mit einem Zoomobjektiv lassen sich also unterschiedliche Bildwinkel nutzen, ohne dass das Objektiv gewechselt werden muss. Klassische Zoomobjektive sind Standardzoooms mit Brennweiten von beispielsweise 24 bis 105mm oder 27 bis 83mm (= 18 bis 55mm bei APS-C). Beide Modelle erlauben sowohl Fotos mit Weitwinkel- als auch mit leichter Telebrennweite. Im Alltag kommt man damit schon recht weit.

Daneben gibt es noch die Modelle, die richtig große Brennweitenbereiche abdecken und Superzoom-Objektive genannt werden. Seit einigen Jahren lassen sich mit Superzoom-Objektiven extreme Brennweiten abdecken, das Tamron 18-400mm F3.5-6.3 Di III VC HLD sorgt an APS-C-Kameras mit 1,5-fachem Crop-Sensor beispielsweise für den Bildwinkel eines 27 bis 600mm-Objektivs. Da fällt einem außer „wow“ nicht mehr viel ein. Das 22,2-fach-Zoom „beinhaltet“ also ein Weitwinkelobjektiv (~ 27mm), ein Normalobjektiv (~ 50mm), eine leichte Telebrennweite (~ 85mm), ein Teleobjektiv (~ 200mm) und ein Superteleobjektiv (600mm).

Dank dieser vielen unterschiedlichen Brennweiten ergeben sich gleich mehrere Vorteile:

Im Vergleich zu mehreren Festbrennweiten lassen sich Gewicht und Platz sparen

Ein Zoomobjektiv bringt oftmals wesentlich weniger als die zur gleichen Brennweitenabdeckung benötigten Objektive auf die Waage. Gut, ganz fair ist dieser Vergleich nicht, denn nur selten lassen sich die gleichen Objektive mit identischer Brennweite und Lichtstärke finden. Trotzdem kann man sagen: In den allermeisten Fällen ist ein Zoomobjektiv (beispielsweise mit 24 bis 105mm) leichter als vier oder noch mehr Festbrennweiten (24mm, 35mm, 50mm, 105mm), welche die gleichen Brennweiten abdecken.

In der Praxis kann man von einem Standpunkt aus sehr komfortabel fotografieren

Nicht immer ist es möglich, ein Motiv von einem Standpunkt aus unterschiedlich in Szene zu setzen. Hier kann der Einsatz eines Zoomobjektivs Gold wert sein. Neben einem Foto des gesamten Motivs lassen sich einzelne Teile herausgreifen und hervorheben. Selbst wenn es keine Beschränkungen gibt, ist ein Zoomobjektiv natürlich von Vorteil. Es vereinfacht das Leben und kommt besonders allen „gehfaulen“ entgegen.

Der Objektivwechsel entfällt

Wer ständig am Objektivwechseln ist, steht gleich vor mehreren Probleme. Zum einen kann man sich weniger auf das Motiv konzentrieren, zum anderen befindet man sich permanent in der Gefahr das „perfekte“ Bild zu verpassen. Entweder, weil sich gerade nicht das richtige Objektiv an der Kamera befindet oder weil der Objektivwechsel einen Tick zu lange dauert. Beides ist natürlich nicht optimal. Des Weiteren ist der Objektivwechsel problematisch, wenn es regnet oder man sich in einer staubigen Umgebung befindet. Hier sollte der Wechsel doppelt überlegt werden. Ein Zoom löst dieses Problem oder alternativ eine zweite Kamera.

Wie so oft gilt jedoch auch für den Einsatz von Zoomobjektiven: alles hat einen Haken

Das spricht für Festbrennweiten:

Festbrennweiten gibt es schon wesentlich länger als Zoomobjektive, verdrängen konnten die „Gummilinsen“, wie Zoomobjektive auch genannt werden, Festbrennweiten trotz der bereits genannten Vorteile aber nicht. Dafür gibt es natürlich gute Gründe.

Die höhere Lichtstärke

Die Lichtstärke ist in der Fotografie eines der entscheidendsten Kriterien. Objektive mit hoher Lichtstärke eignen sich zum einen deutlich besser für Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen. Eine größere Blende lässt mehr Licht auf den Sensor fallen, ISO-Werte können dadurch niedriger ausfallen. Auch wenn hohe ISO-Stufen bei modernen Kameras weit weniger problematisch als bei älteren Modellen sind gilt weiterhin: höhere Sensorempfindlichkeiten sorgen für ein stärkeres Bildrauschen. Wer möglichst rauscharme Fotos aufnehmen will, sollte daher zu einem lichtstarken Objektiv greifen. Das sind in aller Regel Festbrennweiten, richtig lichtstarke Zoomobjektive gibt es nur wenige.

Die bessere Bildqualität

Die im Vergleich zu Zoomobjektiven deutlich einfachere Konstruktion von Festbrennweiten macht nicht nur kleinere Objektive möglich, Abbildungsfehler lassen sich auch wesentlich einfacher korrigieren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Festbrennweiten – zumindest in der Regel – eine bessere Bildqualität bieten. Damit meinen wir eine höhere Bildschärfe am Rand, weniger chromatische Aberrationen oder eine geringere Verzeichnung. Zudem verfügen viele Festbrennweiten über ein ruhigeres/harmonischeres Bokeh als Zoomobjektive.

Das fotografische Auge schulen

Zugegeben, dieser letzte Punkt muss abhängig vom Fotografen nicht unbedingt relevant sein. Wir meinen jedoch: Festbrennweiten sind die beste Möglichkeit, sein fotografisches Auge zu schulen. Mit Zoomobjektiven neigen viele Fotografen dazu, einfach drauflos zu fotografieren. Schließlich muss man sich – und das ist natürlich auch ein Vorteil von Zoomobjektiven – deutlich weniger bewegen, um ein Motiv unterschiedlich ablichten zu können. Beim Einsatz einer Festbrennweite denken viele Fotografen vor der Aufnahme eines Bildes wesentlich mehr nach, dadurch sollte sich oftmals ein besseres Foto ergeben.

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