Legendäre Objektive – Leica Noctilux-Serie mit 50mm

Einführung

Legendäre Objektive sind meistens etwas älter und in der Regel nur noch gebraucht zu bekommen. Eines der wenigen Ausnahmen ist das Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. Dieses gehört zum aktuellen Produktportfolio von Leica und ist daher fabrikneu für rund 10.000 Euro erhältlich. Das 2008 vorgestellte Objektiv löste das Leica Noctilux-M 50mm F1.0 ab und stellt die mittlerweile dritte bzw. sechste Version (abhängig von der Zählweise) der besonders lichtstarken Noctilux-Modelle mit 50mm Brennweite dar.

Leica Noctilux-M 50mm F1.2 Asph.

Das Leica Noctilux-M 50mm F1.2 Asph., Bildquelle: Leica

Leica Noctilux 50mm F1.2 Asph. von 1966

1966 erschien das erste Modell dieser legendären Objektiv-Serie. Das Leica Noctilux 50mm F1.2 Asph. wurde von Helmut Marx sowie Paul Sindel konstruiert und besaß als erstes Serienobjektiv von Leitz zwei asphärische Elemente (sechs Linsen in vier Gruppen). Die Asphären befinden sich im optischen Aufbau an erster sowie letzter Stelle und mussten von Hand geschliffen werden. Das sorgte für einen enormen Produktionsaufwand und hohe Kosten, nur etwa 50 Prozent der geschliffenen Gläser ließen sich wegen sehr niedriger Toleranzen in den Objektiven verbauen. Die Anzahl der hergestellten Objektive liegt laut Leica bei 1.757 Stück. 2021 wurde die Festbrennweite in einer eng am Original gehaltenen Edition neu aufgelegt.

Leica Noctilux M 50mm F1.0

Das Leica Noctilux M 50mm F1.0, Bildquelle: Leica

Leica Noctilux 50mm F1.0 von 1977

Das zweite Modell der Noctilux-Reihe kam 1976 auf den Markt und wurde vom deutschen Optik-Konstrukteur Dr. Walter Mandler (1922-2005) im Auftrag von Ernst Leitz Canada in Midland (Ontario, Kanada) entworfen. Beim Leica Noctilux-M 50mm F1.0 verzichtete Leitz wegen des enormen Produktionsaufwandes auf den Einsatz von asphärischen Elementen, insgesamt kommen sieben Linsen in sechs Gruppen zum Einsatz. Als Besonderheit existieren vier unterschiedliche Versionen des Leica Noctilux-M 50mm F1.0 (1976-1978, 1978-1982, 1982-1993, 1993-2008), diese weichen allerdings nur beim Gehäuse oder der Gegenlichtblende voneinander ab.

Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph.

Das Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph., Bildquelle: Leica

Leica Noctilux 50mm F0.95 von 2008

Anders als das Vorgängermodell ist das Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. aus acht Linsen in fünf Gruppen gefertigt, zudem wurden jetzt wieder zwei asphärische Linsen integriert. Dadurch konnte die Bildqualität trotz der höheren Lichtstärke verbessert werden. Das vom deutschen Optikdesigner Peter Karbe, Leiter der Optik-Entwicklung bei Leica, konstruierte Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. übertrifft laut Leica die „Wahrnehmungsfähigkeit des menschlichen Auges“. Durch die besonders große Blendenöffnung besitzt es zudem ein enormes Freistellungspotenzial. Wer mit der Offenblende von F0.95 (beispielsweise mit der Leica M9) ein 100cm entferntes Objektiv fotografiert, erhält eine Schärfentiefe von gerade einmal zwei Zentimeter. Es ist aber nicht nur die äußerst geringe Schärfentiefe, die dieses Objektiv auszeichnet, besonders der „Look“ versetzt viele Fotografen in Ekstase. Die bei Offenblende vor allem an den Bildrändern etwas weichere Abbildung und der Charme des Bokehs tragen zum „Sehnsuchts-Status“ des Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. ebenso bei. Optische Perfektion darf man bei F0.95 natürlich nicht erwarten, neben der schwächeren Abbildungsleistung in den Bildecken ist die mit rund drei Blendenstufen sehr hoch ausfallende Vignettierung zu nennen.

Neben dem Preis dürfte nicht wenige Fotografen zudem das mit 700g hohe Gewicht des 75 x 73mm großen Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. abschrecken, die Fokussierung muss wie bei allen Leica-Objektiven für die Messsucherkameras zudem manuell erfolgen. Die sehr lange Naheinstellgrenze von einem Meter ist in der Praxis ebenso nicht optimal. Trotz der verschiedenen Einschränkungen ist das Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. für viele Fotografen – egal ob mit oder ohne Leica-Kamera – ein Traumobjektiv.

Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. Silber

Das Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. in Silber, Bildquelle: Leica

Das Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. besitzt eine integrierte, bei Bedarf ausziehbare Gegenlichtblende, eine 6-Bit-Strichcodierung zur Objektiverkennung bei digitalen M-Modellen und lässt sich per Einstellring in halben Stufen auf F16 abblenden. Interessant: Die genaue Brennweite des Leica Noctilux-M 50mm F0.95 Asph. liegt laut Leica-Datenblatt bei 52,3mm.

Leica Noctilux-Modelle mit 50mm im Vergleich

Modell Noctilux 50mm F1.2 Asph. Noctilux 50mm F1 Noctilux 50mm F0.95 Asph.
Produktionsjahre 1966 bis 1975 1976 bis 2008 2008 bis heute
Optischer Aufbau 6 Linsen / 4 Gruppen davon zwei Asphären 7 Linsen / 6 Gruppen 8 Linsen / 5 Gruppen davon zwei Asphären
Brennweite 50mm 50mm 50mm
Blendenbereich F1.2 bis F16 F1 bis F16 F0.95 bis F16
Blendenlamellen 16 10 11
max. Abbildungsmaßstab nicht bekannt 1:17 1:20
Größe 61 x 60mm 69 x 62mm 75 x 73mm
Gewicht 470g 580g bzw. 630g 700g

 

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