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Ein Objektiv für alles
Wer auf Reisen – oder aus welchen Gründen auch immer – unterwegs ist, möchte meistens nicht die größte und schwerste Foto-Ausrüstung mitnehmen. Das ist verständlich, schließlich steht die Fotografie nicht immer im Vordergrund. Trotzdem soll das Equipment nicht vollständig zu Hause bleiben. Das ein oder andere Bilder möchte man eben doch aufnehmen – und dabei nicht auf das Smartphone zurückgreifen. Für diesen Fall bieten sich Objektive an, die noch recht kompakte Abmessungen besitzen und/oder einen möglichst großen Brennweitenbereich abdecken. Dadurch kommt man mit einem Objektiv aus und kann auf den Objektivwechsel sowie den Transport weiterer Objektive verzichten.
Der Wunsch der Fotografen nach einem “One for All”-Objektiv ist der Industrie natürlich nicht entgangen, schon seit einiger Zeit lassen sich daher die sogenannten Superzooms oder Reisezooms erwerben. Diese zeichnen wie sich bereits erwähnt durch einen großen Brennweitenbereich und in der Regel vergleichsweise kompakte Abmessungen aus.
Ab wann mna von einem Superzoom-/Reisezoom-Objektiv sprechen kann, ist nicht genau definiert. Im Prinzip könnte daher jedes Zoom zu den Superzoom-Objektiven gehören. Wir sprechen von Superzoom-Objektiven ab einem Zoomfaktor von sieben. Des Weiteren sollten Superzoom- oder auch Reisezoom-Objektive mit einer Weitwinkelbrennweite “beginnen” und die längste Brennweite sollte im Telebereich enden. Dann lässt sich ein Objektiv vergleichsweise flexibel einsetzen. Der abgedeckte Brennweitenbereich muss aus unserer Sicht aber nicht unbedingt riesig sein, damit man mit einem einzigen Objektiv auskommt. Schließlich sind besonders lange Brennweiten nicht immer unbedingt vonnöten.
Sinnvolle Brennweiten
Für “echte” Weitwinkelaufnahmen benötigen Fotografen bei Kleinbildkameras rund 35mm, wir würden sogar von 28mm als Minimum ausgehen. Optimal sind sogar 24mm. Bei dieser Brennweite lassen sich in der Regel ansprechende Bilder aufnehmen, ohne dass man allzu große Einschränkungen fürchten muss. Am “langen” Brennweitenende des Objektivs sollten es aus unserer Sicht mindestens 70mm sein, wenn man variabel fotografieren möchte. 70mm sind allerdings wirklich das absolute Minimum, 100mm dagegen schon besser. Mit 135mm oder 200mm kommt man schon sehr weit, eine längere Brennweite benötigt man recht selten.
Da die Brennweitenangaben abhängig vom verbauten Sensor unterschiedlich ausfallen, haben wir alle relevanten Daten in folgender Tabellen noch einmal zusammengefasst. Dort finden Sie die äquivalenten Brennweiten für Kameras mit Sensoren in APS-C- oder Micro Four Thirds-Größe.
Brennweiten | Kleinbild | APS-C | Micro Four Thirds |
Weitwinkel “Minimum” | 35mm | 23mm | 17mm |
Weitwinkel “akzeptabel” | 28mm | 19mm | 14mm |
Weitwinkel “Optimum” | 24mm oder weniger | 16mm | 12mm |
Tele “Minimum” | 70mm | 47mm | 35mm |
Tele “akzeptabel” | 100mm | 67mm | 50mm |
Tele “Optimum” | 135mm oder mehr | 90mm | 68mm |
Nachteile von Superzoom-/Reisezoom-Objektiven
Superzoom- oder Reisezoom-Objektive bieten einige Vorteile. Warum nutzen dann nicht alle Fotografen diese Objektivklasse? Kurz gesagt: Die Liste der Nachteile ist lang, für viele Nutzer zu lang. Ein Nachteil lässt sich schon auf den ersten Blick erkennen – die geringe Lichtstärke. Je größer der Brennweitenbereich ausfällt, desto lichtschwächer müssen Objektive sein, wenn sie kompakt und leicht gebauten werden sollen. Die Physik lässt sich schließlich nicht überlisten.
Nicht immer sofort erkennbar sind Abbildungsfehler. Diese nehmen bei Objektiven mit größeren Brennweiten stärker zu, nicht umsonst gehören Festbrennweiten zu den optisch besten Modellen. Superzoom- oder Reisezoom-Objektive zeigen im Vergleich zu Objektiven anderer Klassen besonders viele chromatische Aberrationen oder verzeichnen überdurchschnittlich viel. Bei vielen Modellen müssen die Hersteller daher zu starken kamerainternen Korrekturen greifen, damit die Fehler nicht allzu deutlich werden. Keine Bestleistungen sollte man des Weiteren in puncto Bildschärfe erwarten. Bei der kürzesten Brennweite lässt die Schärfe zum Rand hin oftmals deutlich nach, bei der längsten Brennweite bewegt sich das beste Schärfeniveau im gesamten Bildfeld nicht auf dem höchsten Level. Mittlerweile schneiden Superzoom- oder Reisezoom-Objektive dank zahlreicher Hard- und Software-Optimierungen zwar deutlich besser als frühere Modelle ab, als das “Gelbe vom Ei” lassen sie sich aber trotzdem nicht bezeichnen.
Der Kompromiss als Lösung
Nun stellt sich die Frage: Sind Superzoom- oder Reisezoom-Objektive eine gute Lösung oder nicht? Wie oftmals gilt: Das kommt darauf an. Wer unbedingt nur ein Objektiv mitnehmen will und dafür bereit ist, eine etwas schlechtere Bildqualität und Lichtstärke zu akzeptieren, kommt mit besseren Objektiven dieser Klasse sicherlich aus. Wer weder bei der Bildqualität noch der Lichtstärke größere Abstriche hinnehmen möchte, sollte sich für Objektive mit einem mittleren Zoomfaktor entscheiden. Diese Modelle decken an Kameras mit Kleinbildsensoren typischerweise einen Brennweitenbereich von etwa 24 bis 105mm ab und besitzen in der Regel eine ordentliche, wenn nicht sogar gute Abbildungsleistung. Einige Modelle verfügen zudem über eine durchgängige Lichtstärke von F4, das macht Einsätze auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen möglich.
Unser Tipp: Wer trotz lichtschwachem Zoom auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen ansprechende Bilder aufnehmen möchte, sollte über die Anschaffung einer kompakten Festbrennweite nachdenken. Oft fallen lichtstarke Festbrennweiten (min. F2.8 oder besser) mit 35mm oder 50mm noch recht kompakt aus und kosten nicht allzu viel. Diese Objektive nehmen im Gepäck nicht viel Platz weg und können bei abendlichen Ausflügen Gold wert sein.
Objektiv-Empfehlungen für alle Kameras
Objektive für Spiegelreflexkameras von Canon mit Kleinbildsensor
Canon EF 24-105mm F3.5-5.6 IS STM
Canon EF 24-105mm F4L IS II USM
Objektive für Spiegelreflexkameras von Canon mit APS-C-Sensor
Canon EF-S 15-85mm F3.5-5.6 IS USM
Canon EF-S 18-135mm F3.5-5.6 IS STM
Canon EF-S 18-135mm F3.5-5.6 IS USM
Sigma 17-70mm F2.8-4 DC Macro OS HSM Contemporary
Tamron 18-400mm F3.5-6.3 Di II VC HLD
Objektive für spiegellose Systemkameras von Canon mit Kleinbildsensor
Objektive für spiegellose Systemkameras von Canon mit APS-C-Sensor
Canon EF-S 15-85mm F3.5-5.6 IS USM mit EF-EOS-Objektivadapter
Sigma 17-70mm F2.8-4 DC Macro OS HSM Contemporary mit EF-EOS-Objektivadapter
Canon EF-M 18-150mm F3.5-6.3 IS STM
Objektive für spiegellose Systemkameras von Fujifilm mit APS-C-Sensor
Fujinon XF 16-80mm F4 R LM OIS WR
Fujinon XF 18-135mm F3.5-5.6 R L OIS WR
Objektive für spiegellose Systemkameras mit MFT-Sensor
Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60mm F2.8-4 Asph. O.I.S
Panasonic Lumix G Vario 12-60mm F3.5-5.6 Asph. Power O.I.S.
Olympus M.Zuiko Digital ED 12-100mm F4 IS Pro
Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25mm F1.7 Asph.
Zugegeben, der Brennweitenbereich des Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25mm F1.7 Asph. weicht von unseren anderen Objektiv-Empfehlungen für Reisezoom-Objektive ab. Sogar sehr deutlich. Trotzdem sehen wir das 2,5-fach-Zoom zweifellos als sehr gutes Objektiv für Reisen. Damit lässt sich der sehr attraktive Brennweitenbereich von 20mm bis 50mm abdecken. Das Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25mm F1.7 Asph. ersetzt damit gleich eine Reihe von Objektiven. Ein Ultraweitwinkel, ein Weitwinkel und ein Normalobjektiv. Und das beste dabei: Dank einer durchgängigen Lichtstärke von F1.7 steht eine große Blendenöffnung zur Verfügung. Das Zoom kann damit nicht nur klassische Zoomobjektive ersetzen, sondern effektiv betrachtet eine ganze Reihe von Festbrennweiten: 20mm, 24mm, 28mm, 35mm und 50mm. Dafür kann man die durchaus stattlichen Abmessungen von 88 x 128mm und das zweifellos nicht allzu geringe Gewicht von 690g sicherlich akzeptieren. Wem ab und zu etwas längere Brennweiten fehlen, der kann das Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25mm F1.7 Asph. unter anderem mit dem lichtstarken Panasonic Lumix G X Vario 35-100mm F2.8 II Power O.I.S oder dem sehr kompakten Panasonic Lumix G Vario 35-100mm F4-5.6 Mega O.I.S. ergänzen.