Filter

Einführung

Wer erst vor kurzem in die Fotografie eingestiegen ist oder sich damit einfach noch nicht näher beschäftigt hat, wird mit dem Thema Filter vermutlich nicht viel anfangen können. Womöglich nimmt man dann Filter sogar als etwas Altertümliches war. Schließlich geht heute alles digital, Filter lassen sich mittels einer Bildbearbeitungssoftware einfach nachahmen. Nun, ein Teil dieser Aussage ist wahr. Tatsächlich sind Fotografen unseres Zeitalters nicht mehr unbedingt auf viele Filter angewiesen, um bestimmte Effekte zu erreichen. Früher war der einfachste Weg zum “Einfärben” eines analogen Bildes der Einsatz eines Filters. Per Photoshop oder Capture One geht das ganz einfach per Mausklick. Filter sind heutzutage aber keinesfalls unnötig, zumindest einige nicht. Im folgenden Artikel gehen wir nicht nur auf die Filter-Basics ein, sondern steigen etwas tiefer in die Materie ein.

Bildquelle: Rollei

Die Filter-Typen

Graufilter/ND-Filter/Neutraldichtefilter

Graufilter werden auch als Neutraldichtefilter oder ND-Filter bezeichnet, das Kürzel “ND” steht dabei für “neutral-density”. Der Name spielt allerdings keine Rolle, alle genannten Bezeichnungen stehen für den gleichen Filtertyp.  Bei Graufiltern kommen optische Gläser, die durch verschiedene Methoden getönt werden. Dadurch reduzieren sie den Lichteinfall in das Objektiv bzw. auf den Sensor, funktionieren also wie eine Art Sonnenbrille. Der reduzierte Lichteinfall resultiert in einer längeren Belichtungszeit, alle anderen Parameter wie die Blende oder die Sensorempfindlichkeit müssen dabei nicht verändert werden. Graufilter sind daher alle Fotografen oder auch Videografen interessant, die eine längere Belichtungszeit benötigen – und keine anderen Aufnahmeparameter verändern möchten.

Mit Graufiltern können Fotografen Bildern wegen der längeren Belichtungszeit u. a. mehr Dynamik verleihen

Das klassische Einsatzgebiet von Graufiltern sind Langzeitbelichtungen, ohne Filter wären diese nur bei Nacht möglich. Auch ambitionierte Videografen schwören auf Graufilter, damit können sie bei Offenblende mit einer langen Verschlusszeit arbeiten.

Links ein Bild mit einer Belichtungszeit von 1/100 Sekunde, rechts mit einer Belichtungszeit von 30 Sekunden

Wie stark ein Graufilter das Bild abdunkelt, lässt sich am Namen ablesen. Nicht alle Hersteller verwenden dabei allerdings die gleichen Bezeichnungen, dies kann den Kauf schwerer als nötig machen.

Graufilter und deren Dichtestufen im Vergleich:

ND-Wert Verlängerungsfaktor
(altern. Bezeichnung)
Lichtdurchlässigkeit Verlängerte Belichtungszeit in Blendenstufen
ND 0,3 ND2x 50 % 1
ND 0,6 ND4x 25 % 2
ND 0,9 ND8x 12,5% 3
ND 1,2 ND16x 6,3 % 4
ND 1,8 ND64x 1,6 % 6
ND 3 ND1000x 0,1 % 10
ND 4 ND10000x 0,01 % 13
ND 5 ND100000x 0,001 % 17
ND 6 ND1000000x 0,0001 % 20
ND 7 ND10000000x 0,00001 % 23
ND 8 ND100000000x 0,000001 % 27

 

Ein Graufilter der Stufe ND 1,8 (alternativ als ND64x bezeichnet) reduziert das einfallende Licht beispielsweise auf 1,6 % des Ausgangswertes. Dadurch kann man um sechs Blendenstufen länger belichten. Also beispielsweise 1/8 Sekunde statt 1/500 Sekunde. An den Aufnahmeparameter ändert sich dabei nichts.

Vario-ND-Filter besitzen eine Minimal- und eine Maximal-Einstellung, Bildquelle: Rollei

Vario-ND-Filter

Graufilter gibt es allerdings nicht nur mit einer konstanten Abdunkelung, die sogenannten Vario-ND-Filter (variable Neutraldichtefilter) erlauben das Anpassen der Abdunkelung. Zu diesem Zweck verfügen sie am Gehäuse des Filters über einen drehbaren Ring. Verändert man dessen Position, verändert sich auch die Filterwirkung. Vario-ND-Filter gibt es unter anderem von ND2x bis ND400x. In diesem Fall liegt die minimale Abdunkelung bei einem Blendenwert und die maximale Verdunkelung bei rund 8,5 Blendenwerten. Da Vario-ND-Filter aus zwei Polarisationsfiltern bestehen, sollte man die Abdunkelung nicht über den Maximalwert hinaus erhöhen. Hier zeigt sich recht schnell ein “X” bzw. Kreuz.

Beim Einsatz eines Vario-ND-Filters sollten Fotografen die Abdunkelung nicht übertreiben

GND-Filter/Grauverlaufsfilter

Besondere Graufilter sind die sogenannten Grauverlaufsfilter, diese werden auch als GND-Filter bezeichnet. Die Abdunkelung dieser Filter verläuft nicht über den gesamten Filterbereich konstant, verändert sich also. Grauverlaufsfilter mit weichem Verlauf tragen den Namen “Soft GND” und dunkeln von einer Seite zur anderen Seite langsam ab. Bei Grauverlaufsfiltern mit hartem Verlauf, als Hard GND bezeichnet, ändert sich die Abdunkelung plötzlich und stark. Abhängig vom Motiv sollte man sich für Grauverlaufsfilter mit weichem oder hartem Verlauf entscheiden.

Links ein Soft GND-Filter, in der Mitte ein Hard GND-Filter und rechts ein Reverse GND-Filter
Bildquelle: Rollei

Eine besondere Art des Verlaufs besitzen die Reverse-GND-Filter. Hier liegt die Zone der maximalen Abdunkelung in der Mitte, nach oben nimmt sie langsam ab. Reverse-GND-Filter sind praktisch nur für Aufnahmen von Sonnenuntergängen oder Sonnenaufgängen gedacht, in anderen Situationen ergeben sie wenig Sinn.

Polarisationsfilter

Polarisationsfilter, kurz Polfilter genannt, machen aus unpolarisiertem Licht polarisiertes Licht. Sie lassen nur einen Teil des Lichts (mit einer bestimmten Polarisierung) durch, der andere Teil wird absorbiert. Weitere Details lassen sich dazu unter anderem dieser Seite entnehmen. Dadurch verlängern Polfilter wie Graufilter die Belichtungszeit, der Effekt ist (abhängig von der Filterstellung) allerdings wesentlich schwächer als bei klassischen Graufiltern. Polfilter lassen sich als “zirkulare Polarisationsfilter” (auch CPL genannt) und “lineare Polarisationsfilter” erwerben. Angeboten werden für Fotografen jedoch praktisch nur zirkulare Polarisationsfilter, bei linearen Polarisationsfiltern kann es unter anderem zu einer Störung des Autofokus kommen.

Polarisationsfilter können mehrere Aufgaben übernehmen: Zum einen lassen sich damit Reflexionen von nichtmetallischen Oberflächen wie Wasser oder Glas entfernen. Zum anderen können Polarisationsfilter den Himmel gesättigter/dunkler erscheinen lassen sowie besonders Grüntöne verstärken. Der Kontrast lässt sich mit einem Polfilter ebenso anheben.

Die Stärke des Polarisationseffekts lässt sich bei einem Polarisationsfilter durch Drehen des vorderen Filterteils verändern, der Effekt ist zudem vom Stand der Sonne abhängig. Liegt das Motiv in einem 90-Winkel zur Sonne, fällt der Effekt am deutlichsten aus. Mit einem größeren oder kleineren Winkel nimmt er ab. Das macht Polfilter nicht für jedes Motiv bzw. für Aufnahmen zu jeder Uhrzeit geeignet. Des Weiteren sorgt diese Tatsache für Probleme beim Einsatz von Weitwinkel- bzw. Ultraweitwinkelobjektiven. Je kürzer die Brennweite ausfällt, desto stärker können die “Abweichungen” des Polarisationseffektes in einem Bild sein.  Der Einsatz eines Polfilters ist also nicht gerade trivial, in manchen Situationen schadet er mehr als er nützt. Trotzdem gilt: Einen Polfilter sollte eigentlich jeder Fotograf besitzen!

UV-Filter

UV-Filter gehören zu den meistdiskutierten Fotografie-Filtern. Manche schwören auf deren Einsatz, andere wiederum verteufeln sie. Besonders gerne werden UV-Filter zusammen mit Objektiven – vorzugsweise Modellen für Einsteiger– angeboten. Kurz gesagt: Uns sind keinerlei Untersuchungen bzw. Tests bekannt die zeigen, dass UV-Filter beim Einsatz moderner Kameras und Objektive Vorteile mit sich bringen. Zumindest aus “bildqualitätstechnischer” Sicht ergibt es daher keinen Sinn, UV-Filter zu verwenden. Oftmals werden UV-Filter allerdings als Schutzfilter eingesetzt. In diesem Fall soll der Filter die Frontlinse vor Beschädigungen schützen. Dazu lässt sich sagen: Schutzfilter werden nur in den wenigsten Situationen wirklich benötigt, im Fall der Fälle kann man zudem sogenannte Protector-Filter erwerben.

Astrofilter

Astrofilter sind wie der Name bereits verrät zur Aufnahme von Astrobildern gedacht. Diese reduzieren ganz bestimmte Wellenlängen des Lichts. Dadurch lassen sich die “Lichtanteile” der in Städten stark in den Himmel abstrahlenden Natriumdampflampen und Quecksilberdampflampen reduzieren. Die Bilder wirken daher weniger gelblich, der Himmel wird weniger stark vom Licht der Zivilisation beeinflusst. Abhängig von der Situationen ergeben diese Filter bei Fotoaufnahmen daher durchaus Sinn. Damit lassen sich zwar keine Wunder erzielen, etwas bessere Bilder sind aber meistens möglich.

Schutzfilter verhindern oder reduzieren Beschädigungen der Frontlinse, Bildquelle: Sigma

Schutzfilter

Schutzfilter, auch als Protector-Filter bekannt, besitzen überhaupt keinen “optischen” Zweck. Sie werden stattdessen verwendet, um die Frontlinse zu schützen. Die allermeisten Fotografen benötigen keine Schutzfilter, die Frontlinsen moderner Objektive sind besonders behandelt und vergleichsweise robust. Natürlich sollte man spitze oder scharfe Gegenstände von ihnen fernhalten, im Fotografie-Alltag kommt man damit aber sowieso kaum in Berührung. In Extremfällen kann der Einsatz eines Schutzfilters jedoch sinnvoll sein, zum Beispiel wenn man herumfliegende Sandkörner oder Steinchen befürchtet. Für die meisten Fotosituationen gilt: Eine Gegenlichtblende bietet ausreichend Schutz.

Farbfilter

Farbfilter waren zu Zeiten der analogen Fotografie weit verbreitet, damit konnte man bestimmte Farben unter anderem sehr einfach betonen. Im digitalen Zeitalter ergibt der Einsatz von Farbfiltern aus unserer Sicht keinen Sinn, alle Bearbeitungsschritte lassen sich nachträglich per Software ebenso vollziehen. Ein großer Nachteil: Wurden Farbfilter bereits bei der Aufnahme verwendet, kann deren Einfluss auf das Bild nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Hochwertige Filter als Garant für die beste Leistung

Wer sich für den Kauf eines Filters, egal welchen Filtertyps, entscheidet, sollte zu hochwertigen Modellen greifen. Billige Filter können die Bildqualität negativ beeinflussen: von Abschattungen über Reflexionen bis hin zu Farbstichen. Die Liste der möglichen Probleme ist lang. Da Filter bei schonendem Vorgehen praktisch unbegrenzt halten und daher viele Jahre oder sogar Jahrzehnte verwendet werden können, sollte der Preis beim Kauf nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das teuerste Modell muss es zwar meistens nicht sein, für Modelle der mittleren Preisklasse sollte man sich jedoch mindestens entscheiden.

Die Filter-Montage-Arten

Schraubfilter

Schraubfilter sind bei Fotografen am meisten anzutreffen. Diese verfügen über ein Außengewinde, das sich im Innengewinde von Objektiven sehr einfach einschrauben lässt. Fast alle modernen Objektive für Systemkameras sind mit Filtergewinden ausgerüstet, nur bei Modellen mit zu großer oder zu stark gebogener Frontlinse fehlen sie. Dazu zählen vor allem Fisheye- und Ultraweitwinkelobjektive sowie Superteleobjektive. Moderne Schraubfilter lassen sich in standardisierten Größen erwerben, typischerweise besitzen sie im Fotosegment eine Steigung von 0,75. Oftmals wird daher auf diese Angabe verzichtet. Klassische Filtergewindedurchmesser sind: 37mm, 40,5mm, 43mm, 46mm, 49mm, 52mm, 55mm, 58mm, 62mm, 67mm, 72mm, 77mm, 82mm, 105mm.

Sehr viele Wechselobjektive sind mit einem Filtergewinde für Schraubfilter ausgerüstet, Bildquelle: Rollei

Wer Schraubfilter nicht für jede Gewindegröße extra kaufen möchte, kann sich mit sogenannten Step-Up- oder Step-Down-Adaptern behelfen. Erstere Adapter sind für die Montage von Filtern mit einem größeren Gewinde an einem Objektiv mit kleinerem Filtergewinde gedacht. Also beispielsweise von einem Filter mit 72mm Gewinde an einem Objektiv mit 67mm Gewinde. Bei Step-Down-Filtern verhält es sich genau anders herum. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass die Größe des Filtergewindes normalerweise optimal an ein Objektiv angepasst ist und im Regel das Minimum darstellt. Wer einen zu kleinen Filter über einen Step-Down-Adapter montiert, riskiert daher unter anderem Abschattungen. Beim Einsatz eines Step-Up-Adapters und eines größeren Filters ergeben sich dagegen in der Regel keine Probleme.

Bei Objektiven mit kurzer Brennweite raten wir grundsätzlich zum Einsatz sogenannter Slim-Filter. Diese besitzen eine schmälere Fassung und verhindern/reduzieren möglicherweise auftretende Abschattungen.

Unser Tipp: Wer nur einen Filter erwerben möchte, sollte sich für das größte Modell entscheiden, dass seine Objektive benötigen. Per Step-Up-Adapter lässt sich dieser Filter dann auch mit anderen Objektiven (mit kleineren Filtergewinden) kombinieren.

In einem rückseitigen Filterhalter lassen sich Folienfilter einschieben, Bildquelle: Sigma

Einschubfilter

Manche Objektive besitzen derart große oder gekrümmte Frontlinsen, dass dafür keine Filter oder allenfalls extrem teure Modelle angeboten werden. Aus diesem Grund haben sich die Hersteller dazu entschieden, auf ein Filtergewinde zu verzichten. Filter lassen sich meistens trotzdem verwenden, dafür steht ein Fach für Einschubfilter zur Verfügung. Dieses befindet sich in der Nähe des Bajonetts oder direkt an der Rückseite des Objektivs.

Die meisten Superteleobjektive besitzen ein Fach für Einschubfilter, Bildquelle: Nikon

Erstere Bauart findet sich meistens bei Teleobjektiven, letztere Umsetzung bei Ultraweitwinkel- oder Fisheye-Objektiven. Einschubfilter für Teleobjektive bestehen normalerweise aus Glas, Einschubfilter für Ultraweitwinkel- oder Fisheye-Objektive aus einer Folie und werden Gelatinfilter genannt. Zu den Nachteilen von an der Rückseite des Objektivs montierten Einschubfiltern gehören die begrenzte Filterauswahl und die beschränkte Erreichbarkeit.

Gelatinfilter werden an der Rückseite des Objektivs in einem Fach eingesetzt, Bildquelle: Irix

Rechteckfilter

Die dritte Methode Filter zu montieren, sind die sogenannten Rechteckfilter. Dabei handelt es sich um große Filterplatten, die mittels eines Filterhalters am Objektiv befestigt werden. Diese Filterart wird bei Objektiven benötigt, die weder über ein Filtergewinde noch über ein Einschubfach für Filter verfügen. Des Weiteren kommen Rechteckfilter allerdings auch bei Objektiven mit Filtergewinde oder Einschubfach zum Einsatz. Das liegt am Vorteil der beweglichen Filterlagerung. Wichtig ist dieser Vorteil bei Grauverlaufsfiltern, deren Abdunkelung lässt sich dadurch unabhängig vom Objektiv beispielsweise an den Horizont anpassen. Ein Nachteil von Rechteckfiltern sind die deutlich höheren Kosten. Die Filterplatten gehen bei größeren Modellen richtig ins Geld, der Filterhalter kommt noch dazu. Typische Größen von Rechteckfiltern sind: 100mm 150mm und 180mm.

Kombination mehrerer Filter

Wer mehrere Filter miteinander kombinieren möchte, hat dazu mehrere Möglichkeiten. Zum einen lassen sich mehrere Schraubfilter aneinander schrauben, zum anderen können in vielen Filterhaltern für Rechteckfiltern mehrere Modelle hintereinander gesteckt werden. Darüber hinaus ist es möglich, Filterhalter und Einschubfilter oder natürlich auch Schraubfilter und Einschubfilter zu kombinieren.

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