Bildstabilisator

Bildstabilisatoren sind oftmals hilfreich

Bildstabilisatoren sind von der Foto- und Videografie nicht mehr wegzudenken. Sie erlauben auch ohne den Einsatz eines Stativs oder einer anderen Stabilisierungsmethode Aufnahmen, die selbst bei langen Belichtungszeiten nicht verwackelt und scharf sind. Bei Bewegungen des Motivs helfen Bildstabilisatoren dagegen überhaupt nicht, hier ist die Verschlusszeit der einzig relevante Parameter.

Drei Methoden der Bildstabilisierung

Bei der Bildstabilisierung setzen die Hersteller auf drei Ansätze. Zum einen lässt sich die Stabilisierung durch bewegliche Linsen im Objektiv realisieren. Die durch den Fotografen auf das Objektiv übertragenen Wackler gleicht eine Korrekturlinse aus. Die gleiche Aufgabe kann zudem der Sensor übernehmen. Dieser muss dazu beweglich gelagert sein. Einige Hersteller kombinieren beide Technologien, dadurch lassen sich besonders hohe Stabilisierungsleistungen erzielen. Als dritte Lösung ist die elektronische Stabilisierung möglich, diese sorgt aber nur bei Videos für gute Ergebnisse. Um Bildstabilisierungssysteme auf der Basis von Linsen oder Sensorbewegungen von der elektronischen Stabilisierung abzugrenzen, bezeichnet man diese als optische Stabilisierungssysteme. Ein Objektiv oder eine Kamera mit optischem Bildstabilisator arbeitet also mit beweglicher Linse bzw. einem beweglichem Sensor.

Der Aufbau eines VC-Bildstabilisators bei einem Objektiv von Tamron (Bildquelle: Tamron)

Der Bildstabilisator von Objektiven im Detail

Bei Objektiven ist wie bereits erwähnt eine bewegliche Linse die Bildstabilisierung verantwortlich. An ihr sind mehrere Magneten befestigt, welche die Linse in einem Magnetfeld schweben lassen. Bewegt sich das Objektiv werden diese Veränderungen von mehreren Gyrosensoren festgestellt und an einen Mikroprozessor weitergegeben. Dieser verarbeitet die Daten und berechnet, wie die Korrekturlinse zum Ausgleich der Bewegung verschoben werden muss. Die genannte Detektierung, Berechnung und Korrektur kann mehrere tausendmal pro Sekunde erfolgen, Tamron nennt beispielsweise eine Arbeitsfrequenz von vier Kilohertz. Bildstabilisatoren werden in Objektiven bereits seit mehreren Jahrzehnten verbaut, 1995 kam mit dem Canon EF 70-300mm F4-5.6 IS USM das erste Modell mit optischer Stabilisierung auf den Markt.

Wie gut arbeiten Bildstabilisatoren?

Die Angabe der Stabilisierungsleistung erfolgt in Blendenstufen, die Hersteller geben dabei in der Regel Werte auf Basis von Messungen nach CIPA-Standard an. Die meisten aktuellen Objektive besitzen Bildstabilisatoren mit einer Kompensationsleistung von drei bis fünf Blendenstufen. Abhängig von der Kompensationsleistung lässt sich die Freihandgrenze deutlich verlängern. Die Freihandgrenze bezeichnet die geringste Verschlusszeit, bei der sich noch scharfe Bilder aufnehmen lassen. Sie hängt vor allem von der Brennweite ab und berechnet sich nach folgender Formel:

1/ kleinbildäquivalente Brennweite (Ergebnis in Sekunden)

Wird ein Objektiv mit 200mm Brennweite verwendet, lässt sich also im Durchschnitt noch mit einer Belichtungszeit von 1/200 Sekunde ohne Verwacklungsunschärfe fotografieren.

Wichtig: Abhängig von der Sensorauflösung, der Konstitution des Fotografen und den weiteren Aufnahmebedingungen kann sich die Freihandgrenze (deutlich) nach oben oder nach unten verschieben. Die rechnerische Freihandgrenze ist daher nur ein grober Anhaltspunkt.

Beispielrechnungen zur Freihandgrenze:

Freihandgrenze / Stabilisierungsleistung (ohne Bildstabilisator) 1 Stufe 2 Stufen 3 Stufen 4 Stufen 5 Stufen
1/1000 Sekunde 1/500 Sek. 1/250 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek. 1/30 Sek.
1/640 Sekunde 1/320 Sek. 1/160 Sek. 1/80 Sek. 1/40 Sek. 1/20 Sek.
1/200 Sekunde 1/100 Sek. 1/50 Sek. 1/25 Sek. 1/13 Sek. 1/6 Sek.
1/50 Sekunde 1/25 Sek. 1/13 Sek. 1/6 Sek. 1/3 Sek. 2/3 Sek.
1/30 Sekunde 1/15 Sek. 1/8 Sek. 1/4 Sek. 1/2 Sek. 1 Sek.

Wichtig: Die Leistung der Bildstabilisatoren kann in der Praxis von der theoretischen Angaben abweichen. Einen gewisser Puffer sollte daher immer eingeplant werden.

Eine Funktion, viele Namen

Mittlerweile sind optische Bildstabilisierungssysteme wegen ihrer in der Praxis sehr guten Leistung bei fast jedem Hersteller zu finden. Die Technik ist dabei ähnlich, die für die Stabilisierungssysteme verwendeten Bezeichnungen weichen aber deutlich voneinander ab. Werden folgende Kürzel in einem Objektivnamen verwendet, verfügt dieses über einen optischen Bildstabilisator.

Hersteller Abkürzung Bezeichnung der Bildstabilisierung
Canon “IS” Image Stabilizer
FujiFilm “OIS” Optical Image Stabilization
Nikon “VR” Vibration Reduction
Olympus “IS” Image Stabilization
Panasonic “O.I.S” Optical Image Stabilization
Pentax (nur Kamera) “SR” Shake Reduction
Sigma “OS” Optical Stabilizer
Sony “OSS” Optical Steady Shot
Tamron “VC” Vibration Compensation
Tokina “VCM” Vibration Correction Module

Auf den Modus kommt es an

Bildstabilisator an und fertig. Ganz so einfach ist es in der Praxis dann doch nicht – zumindest bei den meisten neueren Objektiven. Diese verfügen in der Regel nicht nur über einen Schalter zum Aktivieren und Deaktivieren des Stabilisators, sondern auch um einen weiteren Schalter zur Wahl des Stabilisierungsmodus (oder Alternativ einen Schalter mit mehreren Funktionen). Je nach Objektiv können sich die angebotenen Modi deutlich unterscheiden, ein Blick in das Handbuch sollte daher unbedingt erfolgen.

Oftmals lässt sich zwischen zwei oder mehreren folgenden Stabilisatormodi wählen:

  • Stabilisator immer an (das Sucherbild bzw. die Liveviewansicht wird immer stabilisiert)
  • Stabilisator nur beim Drücken des Auslösers an  (maximale Stabilisatorleistung bei der Aufnahme und leicht reduzierter Stromverbrauch)
  • Nur vertikale Bewegungen werden ausgeglichen, horizontale Bewegungen dagegen nicht (Modus für sogenannte Mitzieher)

Beim Sony FE 600mm F4 GM OSS stehen zwei Schalter für die Bildstabilisierung zur Verfügung (Bildquelle: Sony)

FAQ zu Bildstabilisatoren

Sollte der Bildstabilisator bei der Montage auf einem Stativ ausgeschaltet werden?

Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten und vom eingesetzten Objektiv abhängig. Bei vielen neuen Objektiven geben die Hersteller an, dass der Bildstabilisator des Objektivs ein Stativ erkennt und daraufhin den Bildstabilisator automatisch deaktiviert. Diese Information ist entweder im Handbuch des Objektivs oder auf dessen Produktseite zu finden. Bei Bildstabilisatoren, die nicht explizit für den Einsatz auf einem Stativ freigegeben sind, sollte die Bildstabilisierung besser deaktiviert werden. Die Aufnahmen werden bei aktiviertem Bildstabilisator zwar nicht zwingend unbrauchbar, der Bildstabilisator kann diese Aufnahmen jedoch zum Teil negativ beeinflussen. Da ein Bildstabilisator beim Stativeinsatz grundsätzlich nicht notwendig ist, kann man diese Fehlerquelle durch das Abschalten des Bildstabilisators konsequent ausschließen.

Welches Stabilisatorsystem arbeitet effektiver? Das in der Kamera oder das im Objektiv?

Auch diese Frage kann man nicht pauschal beantworten, da hier einige Parameter von Bedeutung sind. In der Theorie lässt sich allerdings sagen, dass IBIS-Stabilisatoren in der Kamera bei kürzeren Brennweiten effektiver stabilisieren und Objektiv-eigene Stabilisatoren bei längeren Brennweiten besser arbeiten. Sofern eine Kamera und ein Objektiv bei der Stabilisierung zusammenarbeiten, entscheidet die Kamera selbstständig, welche Stabilisierung zum Einsatz kommt.

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