Die teuersten Objektive der Welt

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Gute Objektive sind meistens teuer. Das dürfte jeder Fotograf wissen, der sich nach einer besonders lichtstarken Optik oder einem Modell mit sehr langer bzw. sehr kurzer Brennweite umgesehen hat. Der Begriff “teuer” ist allerdings reine Definitionssache. Einer empfindet bereits 1.000 Euro als teuer, ein anderer erst 5.000 Euro. Sehr spezielle Objektive können allerdings noch deutlich mehr als 5.000 Euro kosten. Wir schauen uns in diesem Artikel die teuersten Objektive der Welt an. Darunter sind einige bekannte, aber auch einige unbekannte Modelle.

Einzelanfertigungen und Versteigerungen

Platz 1)  Leica APO-Telyt-R 1600mm F5.6

Preis: ca. 2.000.000 US-Dollar (damals ca. 1.600.000 Euro)

Verkauft: 2006

Von diesem Objektiv dürfte der ein oder andere schon einmal gehört haben, das Leica APO-Telyt-R 1600mm F5.6 wird schon länger als das teuerste Objektiv der Welt bezeichnet. Es wurde von Leica im Jahr 2006 für den katarischen Prinzen Saud bin Muhammed Al Thani produziert und soll knapp zwei Millionen US-Dollar gekostet haben. Nutzen kann man das Leica APO-Telyt-R 1600mm F5.6 mittels eines Adapters theoretisch an jeder herkömmlichen DSLM-Kamera, standardmäßig wurde es jedoch für Leica-Kameras mit dem Leica-R-Bajonett entwickelt. Technische Daten sind von der Supertelefestbrennweite nur wenige bekannt, sie soll 1,2 m lang sein und mindestens 60 kg auf die Waage bringen.

Platz 2) Canon EF 1200mm F5.6L USM

Preis: 500.000 Euro (inkl. Aufgeld)

Verkauft: 2021

Mindestens genauso legendär wie das Leica APO-Telyt-R 1600mm F5.6 ist Canons Superteleobjektiv EF 1200mm F5.6L USM. Das in den 1980er und 1990er-Jahren produzierte Objektiv wurde in einer sehr übersichtlichen Stückzahl (vermutlich eine niedrige zweistellige Zahl) gebaut und konnte in den letzten Jahren nur vereinzelt erworben werden. Mit 1.200 mm Brennweite gehört es zu den “längsten” Objektiven für Fotokameras, die Fokussierung erfolgt mittels eines damals hochmodernen USM-Antriebs.

Das Canon EF 1200mm F5.6L USM, Bildquelle: Canon

Die Naheinstellgrenze des Canon EF 1200mm F5.6L USM liegt bei beachtlichen 14 m, selbst ist es 228 x 836 mm groß. Das Gewicht von 16,5 kg macht den Einsatz eines Stativs zur Pflicht. Nachdem mehrere Exemplare des Superteleobjektivs zu Beginn des 21. Jahrhunderts für rund 100.000 bis 200.000 US-Dollar den Besitzer gewechselt hatten, bekam ein Bieter im Jahr 2021 bei einer Versteigerung des Auktionshauses Wetzlar Camera Auctions den Zuschlag für 400.000 Euro (inkl. Aufgeld 500.000 Euro).

Platz 3) Leica Noctilux 50mm F1.2 B702 Chrom Prototyp

Preis: 360.000 Euro (inkl. Aufgeld)

Verkauft: 2022

Den dritten Platz nimmt ein 1964 gebauter Prototyp des Leica Noctilux 50mm F1.2 ein. Zwei Jahre später ging die für damalige Verhältnisse extrem lichtstarke Festbrennweite in Serie. Möglich war die große Blende unter anderem wegen des Optikdesigns per Computer, konstruiert wurde der optische Aufbau von Prof. Dr. Helmut Marx sowie Paul Sindel von Leitz Wetzlar. Die vergleichsweise hohe Abbildungsleistung der Festbrennweite resultierte zudem aus dem Einsatz von zwei asphärischen Linsen, diese mussten von Hand bearbeitet werden. Aus diesem Grund wurden in zehn Jahren Produktionszeit nur etwa 1.800 Stück gebaut und war das Leica Noctilux 50mm F1.2 sehr teuer.

Weitere Informationen gibt es bei leitz-auction.com.

Platz 4) Leica Summarit-M 5cm F1.4 First One Prototype Nr. A

Preis: 264.000 Euro (inkl. Aufgeld)

Verkauft: 2021

Auf dem geteilten vierten Platz befindet sich das Leica Summarit-M 5cm F1.4 First One Prototype Nr. A. Es stammt aus dem Jahr 1958 und bringt bereits einige Eigenschaften der späteren Serienmodelle des Leica Summilux-M 50mm F1.4 mit. Abweichend von diesen trägt es allerdings die Serienbezeichnung “Summarit” und verfügt über einen abweichenden Fokussier-Tab sowie eine umgekehrte Rändelung am Fokussierring. Trotz seines hohen Alters war das 2021 versteigerte Modell in einem fast perfekten Zustand.

Weitere Informationen gibt es bei leitz-auction.com.

Platz 4) E. Leitz New York Gun Rifle

Preis: 264.000 Euro (inkl. Aufpreis)

Verkauft: 2019

Mit dem E. Leitz New York Gun Rifle liegt ein Objektiv auf Platz vier, das man zumindest auf den ersten Blick nicht als Objektiv erkennen würde. Auf den Markt kam das E. Leitz New York Gun Rifle 1938, die Produktion wurde bereits 1939 wieder eingestellt. Entwickelt wurde es von Ernst Leitz in New York von 1937 bis 1939, nach unterschiedlichen Schätzungen sollen zwischen sechs und 14 Stück existieren. Bei der Optik des “Leica Gewehrs” handelt es sich um ein Telyt 20cm F4.5.

Weitere Informationen gibt es bei leitz-auction.com

Platz 6) Leica Vario-Elmar 28-75mm F3.5-5.6 Asph. Prototype

Preis: 240.000 Euro (inkl. Aufpreis)

Verkauft: 2020

Nur einen Tick weniger als für die vorherigen Modelle musste man 2020 für einen Prototyp des Leica Vario-Elmar 28-75mm F3.5-5.6 Asph. ausgeben. Das Vario-Elmar 28-75mm F3.5-5.6 Asph. hätte das erste echte Zoomobjektiv für die Leica-M-Kameras darstellen sollen und war als Nachfolgemodell für das Leica Tri-Elmar 28-35-50mm F4 Asph. gedacht. Die 2012 begonnene Entwicklung wurde bereits drei Jahre später wegen einer zu hohen Komplexität des mechanischen sowie optischen Designs wieder beendet. Der hohe Preis des Objektivs geht auf lediglich drei vorhandene Prototypen und einen sehr guten Zustand zurück.

Weitere Informationen gibt es bei leitz-auction.com.

Platz 6) Leica Elcan 1⅜ Inch F2 Prototype

Preis: 240.000 Euro (inkl. Aufpreis)

Verkauft: 2023

Ebenfalls 240.000 Euro brachte das Leica Elcan 1⅜ Inch F2 Prototype ein. Die Festbrennweite aus dem Jahr 1960 gibt es sogar nur zweimal, hergestellt wurde sie von Ernst Leitz Canada für die US Navy. Die Brennweite des Objektivs liegt bei 35 mm und die Blende bei F2. Scharfstellen lässt sich ab 70 cm Motivabstand.  Weitere Daten sind uns vom Leica Elcan 1⅜ Inch F2 Prototype nicht bekannt.

Weitere Informationen gibt es bei leitz-auction.com.

Honorable Mention I: Zeiss Apo Sonnar T* 1700mm F4

Preis: unbekannt

Verkauft: 2000er Jahre

Auf der Liste der teuersten Objektive darf das Zeiss Apo Sonnar T* 1700mm F4 natürlich nicht fehlen. Diese Festbrennweite sprengt mit 1.700 mm Brennweite sowie einem Gewicht von 256 kg schließlich alle Rekorde. Das dürfte auch für den Verkaufspreis gelten – den abseits von Zeiss und dem Käufer aus dem arabischen Raum jedoch leider niemand kennt. Angesichts der Rekorddaten wäre es allerdings keinesfalls verwunderlich, wenn er im siebenstelligen Bereich liegt. Ein Platz in den Top Fünf ist der Festbrennweite zweifellos sicher. Gebaut wurde das Zeiss Apo Sonnar T* 1700mm F4 für eine Mittelformatkamera (6×6), der optische Aufbau besteht aus 15 Linsen in 13 Gruppen. Damit sich mit der Festbrennweite wegen der großen Abmessungen fokussieren lässt, nutzt Zeiss einen von Teleskopen übernommenen Mechanismus.

Honorable Mention II: Sigma APO 200-500mm F2.8 EX DG

Preis: 23.499 Euro (frühere UVP)

Verkauft: ab 2007 

Eine Liste der teuersten Objektive der Welt ist zudem nicht vollständig, wenn das Sigma APO 200-500mm F2.8 EX DG darauf nicht zu finden ist. Mittlerweile scheint Sigma sein prestigeträchtigstes Objektiv nicht mehr zu produzieren, zumindest wird es auf der Webseite des japanischen Unternehmens nicht mehr gelistet. Wie viele Objektive seit der Vorstellung im Jahr 2007 verkauft wurden, ist ebenso nicht bekannt. Mit einer Blende von F2.8 ist das Sigma APO 200-500mm F2.8 EX DG mit weitem Abstand das lichtstärkste Zoomobjektiv für Fotokameras mit einem Kleinbildsensor, der Preis von 23.499 Euro (UVP bei der Vorstellung) macht die Optik aber zu keinem Schnäppchen. Auf die Waage bringt das 237 x 726 mm messende Zoom stattliche 15,7 kg, beim optischen Aufbau mit 17 Linsen in 13 Gruppen kommen unter anderem vier SLD-Linsen zum Einsatz.

Das Sigma APO 200-500mm F2.8 EX DG, Bildquelle: Sigma

Von anderen Objektiven hebt sich das Sigma APO 200-500mm F2.8 EX DG durch einen integrierten Akku ab, dieser versorgt den Zoom-Mechanismus und den Autofokusantrieb mit Strom. Wer keine ganz so hohe Lichtstärke und stattdessen eine längere Brennweite benötigt, kann das Objektiv mit einem Telekonverter kombinieren. Bei einem 2-fach-Modell wird eine Brennweite von 400 bis 1.000mm sowie eine Lichtstärke von F5.6 erreicht. Angeboten wurde das Sigma APO 200-500mm F2.8 EX DG mit dem EF-Bajonett von Canon, dem F-Bajonett von Nikon sowie dem SA-Bajonett von Sigma.

Aktuell erhältliche Serienmodelle

Platz 1) Canon RF 1200mm F8L IS USM

Preis UVP: 23.449,00 Euro

Erhältlich seit: 2022

Das mit Abstand teuerste aktuelle Serienobjektiv ist das Canon RF 1200mm F8L IS USM. Es bietet mit 1.200 mm die längste Brennweite der modernen Objektive und verfügt über einen USM-Fokusmotor. Die Naheinstellgrenze von 4,3 m ermöglicht einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:3,5, der optische Aufbau besteht aus 26 Linsen in 18 Gruppen. Die Bildstabilisierung erfolgt optisch, sodass Aufnahmen tendenziell auch aus der Hand möglich sind. Wegen des hohen Gewichts von 3.340 g und der riesigen Abmessungen von 168 x 537 mm ist die Optik für Handheld-Aufnahmen gleichwohl kaum interessant.

Das Canon RF 1200mm F8L IS USM, Bildquelle: Canon

Die Blende von F8 ermöglicht kurze Belichtungszeiten in der Regel nur mit höheren ISO-Werten, eine Lichtstärke von F5.6 hätte die Festbrennweite aber massiv vergrößert und verteuert. Zum Vergleich: Das Canon EF 1200 F5.6L IS USM wiegt mit 16,5 kg ein Vielfaches des Canon RF 1200mm F8L IS USM. Natürlich würde eine moderne Version auch bei gleicher Lichtstärke deutlich weniger auf die Waage bringen, wir würden deren Gewicht aber trotzdem auf mindestens 10 kg schätzen.

Weitere Informationen zum Canon RF 1200mm F8L IS USM

Platz 2) AF-S Nikkor 800mm F5.6E FL ED VR

Preis UVP: 19.998,00 Euro

Erhältlich seit: 2013

Nikons längstes Teleobjektiv für die Spiegelreflexkameras mit dem F-Bajonett ist das AF-S Nikkor 800mm F5.6E FL ED VR. Die Festbrennweite bringt 4.590 g auf die Waage und misst 160 x 461 mm. Sie besteht aus 20 Linsen in 13 Gruppen (unter anderem mit zwei ED- und zwei FL-Linsen) und erreicht bei 5,9 m Motiventfernung einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:6,7. Beim Fokusmotor handelt es sich um einen SWM.

Das AF-S Nikkor 800mm F5.6E FL ED VR, Bildquelle: Nikon

Wer mit 800 mm Brennweite nicht auskommt, kann den von Nikon mitgelieferten 1,25-fach-Telekonverter TC800-1.25E ED nutzen. Dieser wurde speziell für das Objektiv entwickelt und sorgt für eine Brennweite von 1000 mm bei einer Lichtstärke von F7.1.

Weitere Informationen zum AF-S Nikkor 800mm F5.6E FL ED VR

Platz 3) Canon RF 800mm F5.6L IS USM

Preis UVP: 19.949,00 Euro

Erhältlich seit: 2022

Das Canon RF 800mm F5.6L IS USM verfügt im Vergleich zum Canon RF 1200mm F8L IS USM über eine etwas kürzere Brennweite, ist jedoch auch eine Blende lichtstärker. Folglich wiegt das Canon RF 800mm F5.6L IS USM ebenso stattliche 3.140 g und fällt mit Abmessungen 163 x 432 mm alles andere als kompakt aus.

Das Canon RF 800mm F5.6L IS USM, Bildquelle: Canon

Natürlich sind beim Canon RF 800mm F5.6L IS USM ein optischer Bildstabilisator und ein USM-Fokusmotor verbaut, scharfstellen kann man ab 2,6 m Abstand vom Motiv. Der optische Aufbau besteht aus 26 Linsen in 18 Gruppen, dazu gehören auch zwei Fluorit-, eine Super UD- und eine UD-Linse.

Weitere Informationen zum Canon RF 800mm F5.6L IS USM

Platz 4) Nikkor Z 600mm F4 TC VR S

Preis UVP: 17.249,00 Euro

Erhältlich seit: 2022

Das Nikkor Z 600mm F4 TC VR S gehört zu den Festbrennweiten, die sich mit einem integrierten Telekonverter vergleichsweise flexibel nutzen lassen. Der verbaute Telekonverter verlängert die Brennweite um den Faktor 1,4 auf 800mm, der Lichtstärkenverlust um eine Blendenstufe sorgt für einen Wert von F5.6. Zu weiteren Telekonvertern, die wie üblich zwischen das Objektiv und die Kamera zu montieren sind, ist das Nikkor Z 600mm F4 TC VR S ebenso kompatibel.

Das Nikkor Z 600mm F4 TC VR S an der Nikon Z 9, Bildquelle: Nikon

Zu den weiteren relevanten Daten des Objektivs gehören ein optisches Design mit 19 Linsen in 15 Gruppen (3 x ED-Linsen, 2 x Super-ED-Linsen, 2 x SR-Linsen, 2 x Fluorit-Linsen), eine Naheinstellgrenze von 4,3 m (max. Abbildungsmaßstab 1:7,1) und der SSVCM-Autofokusmotor. Das 165 x 437 mm große Gehäuse des Superteleobjektivs wiegt 3.260 g.

Weitere Informationen zum Nikkor Z 600mm F4 TC VR S

Platz 5) Nikkor Z 400mm F2.8 TC VR S

Preis UVP: 14.999,00 Euro

Erhältlich seit: 2022

Nikon bietet aber nicht nur ein 600 mm-Objektiv mit integriertem Telekonverter an, sondern auch ein Modell mit 400 mm. Auch in diesem Fall ist ein 1,4-fach-Telekonverter vorhanden. Damit lässt sich die Brennweite auf 560 mm bei einer Blende von F5.6 “verlängern”. Als Fokusmotor kommt beim Nikkor Z 400mm F2.8 TC VR S ein “VCM” zum Einsatz, an der Naheinstellgrenze von 2,5 m wird der maximale Abbildungsmaßstab von 1:5,9 erreicht.

Das Nikkor Z 400mm F2.8 TC VR S an der Nikon Z 9, Bildquelle: Nikon

Das Gehäuse des Superteleobjektivs ist 156 x 380 mm groß und bringt 2.950 g auf die Waage. Beim optischen Aufbau mit 25 Elementen in 19 Gruppen werden zwei Fluorit-Linsen, zwei ED-Linse, eine Super-ED Linse und eine SR-Linse genutzt.

Weitere Informationen zum Nikkor Z 400mm F2.8 TC VR S

 

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